Ratgeber - Energieeinsparung bei Wohngebäuden 8/2009

 

Private Haushalte benötigen ca. 30 % des gesamten Energieverbrauchs.

Der Energieverbrauch lässt sich wie folgt aufteilen:

Ca. 76% Raumwärme

Ca. 11% Warmwasser

Ca 8% Elektrische Geräte

Ca. 3% Kochen

Ca. 2% Licht

 

Das Gebäude

Die Gebäudeform und Größe  spielen eine wichtige Rolle für den Energieverbrauch.

Große Volumen und Bauteilflächen, gegliederte Baukörper(Kühlrippenwirkung) führen zu einem

hohen Energieverbrauch.

 

Die Gebäudeorientierung sollte so erfolgen, dass die solaren Gewinne( Wärme-gewinne durch

Sonneneinstrahlung) ausgeschöpft werden.

Die Fenster /Türen sind entsprechend zu planen, Verschattungen sollten im Winter nicht erfolgen,

die Materialien sollten nach Möglichkeiten der Speicherfähigkeit ausgewählt werden.

Das Raumkonzept, sollte sich an der Himmelsrichtung orientieren, z.B.  kühlere Räume(Schlafzimmer)

zur Nordseite.

 

Während bei Neubauten, die Möglichkeiten einer optimalen Planung und die Anwendung der aktuellen 

Normen bzw. Verordnungen gegeben sind, existieren bei älteren Gebäuden, oft  ungünstige Verhältnisse.

 

Bei den sogenannten Altbauten, wurden andere Prämissen gewählt. Es sollte in kurzer Zeit viel

Wohnraum geschaffen werden, die Materialauswahl war nicht besonders groß, von Energiekrise war

keine Rede.

 

Für diese Altbauten besteht ein großes Einsparpotenzial.

Die größte Fläche des Gebäudes, bezogen auf die Wärmeabgabe, stellt die Außenhülle dar.

Es handelt sich um Wände-, Decken/Böden-, Dachflächen

Die Flächen werden mit Fenstern, Türen und sonstigen Öffnungen versehen.

 

Der Verlust durch die äußere Gebäudehülle wird als Transmissionswärmeverlust bezeichnet.

 

Außenwände

Hier bestehen große Einsparungsmöglichkeiten durch eine Wärmedämmung, welche z.B. von außen

auf die Wände aufgebracht wird.

Die Außendämmung hat den Vorteile, dass die Wände als Wärmespeicher dienen können.

Wenn keine Außendämmung möglich ist, kann eine Innendämmung eingebaut werden, es sind jedoch

bauphysikalische Berechnungen durchzuführen und gegebenenfalls ist eine Dampfbremse/Dampfsperre

einzubauen.

Als Materialien gibt es vielfältige Angebote. Die Materialauswahl sollte entsprechend dem Anwendungs-

zweck erfolgen – Außen/ Innendämmung, Brandschutz, Schallschutz, etc.

Generell gilt: Je kleiner der Wert der Wärmeleitfähigkeit und je dicker die Dämmung- je besser ist die

Dämmeigenschaft.

 

Fenster/Türen

Der sogenannte Uw Wert ist zu berücksichtigen, d.h. der Gesamtwert des Fensters bestehend aus Rahmen Uf

und Scheibe Ug.

Äußerst wichtig sind die Anschlussbereiche Fenster/Tür zur Wand oder Decke auszubilden. Hier sind Fugen

(Wärmebrücken) zu vermeiden.

Pu - Schaum ist kein ausreichender Dichtstoff!

Fenster und Türen sollten regelmäßig gewartet werden, damit sie funktionsfähig sind.

Generell gilt: Je kleiner der Uw - Wert - je besser ist die Dämmeigenschaft.

 

Dächer

Bei Dachflächen besteht ebenfalls eine große Möglichkeit Energie einzusparen.

Am meisten wird die sogenannte Zwischensparrendämmung ausgeführt, d.h. Dämmung wir zwischen die

Sparren eingebaut.

Oft reicht die Sparrenhöhe nicht aus, somit wird über  oder unter den Sparren eine weitere Dämmschicht

eingebaut.

Diese Dämmung stellt eine Innendämmung dar, es ist eine Dampfsperre bzw. Dampfbremse einzubauen.

Die Aufsparrendämmung kommt von außen auf den Sparren und stellt eine günstige Variante dar, da die

Holzkonstruktion im warmen Bereich liegt.  Es entstehen keine Konstruktionsholzanschlüsse(Wärmebrücken) 

und die Höhe ist meistens unbegrenzt.

Als Materialien gibt es vielfältige Angebote. Die Materialauswahl sollte entsprechend dem Anwendungszeck

erfolgen – Außen/ Innendämmung, Brandschutz, Schallschutz, etc.

Generell gilt: Je kleiner der Wert der Wärmeleitfähigkeit und je dicker die Dämmung- je besser ist die Dämm-

eigenschaft.

  

Bei Dachfenstern gilt:

Der sogenannte Uw - Wert ist zu berücksichtigen, d.h. der Gesamtwert des Fensters bestehend aus

Rahmen - Uf und Scheibe - Ug

Äußerst wichtig sind die Anschlussbereiche Fenster zur Dachfläche auszubilden.

Hier sind Fugen(Wärmebrücken) zu vermeiden. Pu - Schaum ist kein ausreichender Dichtstoff.

Generell gilt: Je kleiner der Uw - Wert - je besser ist die Dämmeigenschaft.

 

Decken, Böden

Diese Bauteile geraten oft in Vergessenheit.

Böden schließen meist gegen einen unbeheizten Keller oder gegen Erdreich ab.

Bei Altbauten ist die Kellerdecke meist nicht gedämmt, die Böden bestehen aus Beton mit Verbundestrich

( keine Dämmung unter dem Estrich). Durch solche Konstruktionen geht viel Energie verloren.

Eine einfache Möglichkeit, ist die Decke von der Kellerseite aus zu dämmen, die Anschlussbereiche sind

ebenfalls zu dämmen.

 

Ist das Dach nicht ausgebaut oder ist über dem ausgebauten Dachgeschoss ein Spitzboden, so befindet sich

hier ein nicht beheizter Bereich.

Eine einfache Möglichkeit, ist die Decke von der oberen Seite aus zu dämmen, die Anschlussbereiche sind

ebenfalls zu dämmen.

Es ist zu prüfen, ob eine Dampfsperre bzw. Dampfbremse eingebaut werden muss.

Als Materialien gibt es vielfältige Angebote. Die Materialauswahl sollte entsprechend dem Anwendungszweck

erfolgen – Innendämmung, Brandschutz, Schallschutz, etc.

Generell gilt: Je kleiner der Wert der Wärmeleitfähigkeit und je dicker die Dämmung- je besser ist die Dämm-

eigenschaft.

 

Technische Anlage

Heizung – Wasser

 

Die Heizung erfüllt meistens 2 Funktionen, sie erwärmt die Räume und das Wasser. Dies hat zur Folge,

dass der Brenner ununterbrochen zur Verfügung stehen muss.

 

Der Austausch der Heizung und des Warmwasserspeichers ist eine umfassende Maßnahme, welche gut geplant

werden muss.

Brenner, Warmwasserspeicher, Pumpen, Regelung, Rohrsystem und Heizkörper müssen aufeinander abgestimmt

sein, um eine effiziente Leistung erzielen zu können.

Die notwendige  Leistung des Brenners, ist im Wesentlichen vom Heizbedarf abhängig.

Der Heizbedarf wird entscheidend von der Bausubstanz beeinflusst, d.h. je besser die Gebäudedämmung- je

geringer ist der Heizbedarf. Technische Anlagen sollten regelmäßig gewartet werden, damit sie funktionsfähig sind.

 

In vielen Altbauten sind die Heizungs- und Warmwasserrohre nicht bzw. ungenügend gedämmt, wobei bis zu ca. 30%

der Energie verloren gehen kann. 

Die nachträgliche Dämmung ist einfach zu realisieren. Es gibt vielfältige Formteile aus unterschiedlichen Materialien.

Die Materialauswahl sollte entsprechend dem Anwendungszeck erfolgen.

Generell gilt: Je kleiner der Wert der Wärmeleitfähigkeit und je dicker die Dämmung- desto besser ist die Dämm-

eigenschaft.

 

Die Art und die Dimensionierung der Heizkörper richtet sich nach dem Heizsystem und dem Energiebedarf.

Heizkörper sollten stets frei abstrahlen können, d.h. nicht mit Möbeln verstellt oder mit Kleidung verhangen werden.

Eine ausreichende Wärmezufuhr im gesamten Raum ist wichtig zur Erwärmung der Baukonstruktion.

Die Regelung der einzelnen Räume erfolgt im Allgemeinen durch Thermostatventile.

Diese sollten sauber sein und nicht abgedeckt werden, damit die Fühler funktionieren können.

Die Qualität der Thermostatventile bestimmt die Energiezufuhr und somit den Verbrauch. Es sollten 1-k-Ventile(Kelvin)

verwandt werden.

 

Bei der Sanierung des Heizsystems, ist zu bedenken, dass mittlerweile gute alternative Systeme auf dem Markt sind,

wie z.B. Pelletkessel, Wärmepumpen, Solarenergie, etc.

 

Elektrischer Strom

Jeder Haushalt verfügt über eine Vielzahl technischer Geräte, mit steigender Tendenz. Überwiegend wird el. Strom

benötigt. Der Verbrauch der Geräte ist nach Energieeffizienzklassen angegeben, wobei A die beste Klasse ist

Insbesondere bei Geräten, welche permanent bzw. oft gebraucht werden, z.B. Kühlschrank, Kühltruhe, Waschmaschine,

Herd, TV, Radio, etc., sollte auf einen geringen Verbrauch geachtet werden.

 

Viele Geräte haben eine Stand-by-Schaltung, somit wird oft vermutet, die Geräte benötigen keinen Strom mehr, in

dieser Schaltung. Auch bei der Stand-by-Schaltung wir Strom benötigt. Es kann sinnvoll sein, Steckerleisten zu

verwenden, welche eine geregelte Abschaltung der Stromzufuhr ermöglichen.

Der Einsatz von Energiesparlampen oder Leuchtdioden tragen zur Reduzierung des Stromverbrauchs wesentlich bei.

 

Eine umweltfreundliche Variante ist der Einsatz von Solarstrom, hierunter sind Fotovoltaikanlagen zu verstehen, bei

welchen Licht in Strom umgewandelt wird.

Der erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist und vergütet.

 
Wohnverhalten

Für das Wohnverhalten gibt es keine Normen, jedoch haben die Lebens-gewohnheiten und die Verhaltensweisen

einen wesentlichen Einfluss auf den Energieverbrauch.

 

Einige Beispiele aus der Praxis:

 

Die Kühlschranktür bleibt zu lang auf

Die Heizkörper heizen und das Fenster geöffnet 

Die Raumtemperatur wir per Fensteröffnung geregelt und nicht per Ventil

Die Räume sind überheizt

Dünne Kleidung - die Raumtemperatur wird erhöht

Elektroherd - die Restwärme wird nicht ausgenutzt

Falsche Lüftung- hoher Wärmeverlust

Temperaturzonen sind nicht getrennt- kalte und warme Bereiche vermischen sich

 

Lüften:

Vorausgesetzt, die Bausubstanz ist nicht schadhaft, entseht Feuchtigkeit in der Luft durch Atmung, schwitzen oder

durch bestimmte Tätigkeiten - kochen, duschen, waschen, etc. Wichtig ist, dass der Feuchtigkeitsgehalt der Luft

nicht auf Dauer zu hoch ist(größer 60%).

Zum abführen der Feuchtigkeit und der „verbrauchten Raumluft“ muss gelüftet werden. Am effektivsten ist die

Quer- bzw. Stoßlüftung. Die Fenster auf Kippstellung zu lassen, ist nicht ökonomisch, da der Luftaustausch langsam

stattfindet und somit viel Wärme verloren geht.

Zur Feuchteregulierung, ist ein Luftwechsel größer als das 0,8 - fache pro Stunde zu empfehlen.

Achtung: wenn im Sommer Kellerräume oder andere kühle Räume gelüftet werden, strömt die warme Luft

(welche mehr Feuchtigkeit enthält) in die kühleren Räume und die Feuchtigkeit kann an den kühlen Flächen

kondensieren. Stehen Möbel oder Einbauschränke vor Außenwänden, können  diese Bereiche weder

ausreichend belüftet noch erwärmt

werden, es besteht die Gefahr der Schimmelbildung.

 

Behagliches Raumklima

Es ist das Ziel mit wenig Energieaufwand ein behagliches Rumklima zu schaffen.

Dieses „Wohlfühlklima“ entsteht in Wohnräumen bei ca. 20 °C Raumtemperatur und  ca. 50 % Luftfeuchtigkeit und

ausreichendem Sauerstoffgehalt der Luft. Zwischen der Lufttemperatur und der Oberflächentemperatur der Bauteile

sollten max. 3 °C Temperaturdifferenz bestehen. Wird die Temperaturdifferenz zu groß, entstehen Zugerscheinungen.

In Schlafräumen wird eine Temperatur zwischen 15-18 °C, als angenehm empfunden.

Unterschiedliche Temperaturbereiche sollten getrennt werden um Zugerscheinungen zu vermeiden.

Räume sollten nicht völlig auskühlen, auch wenn sie nicht benutzt werden

(Gefahr von Kondensation und Schimmelbildung), aber auch nicht überheizt werden.

  

Energieausweis

Es gibt immer noch 2 Arten, den Verbrauchsausweis, es wird lediglich der Verbrauch auf eine Anzahl von

Heizperioden unter Berücksichtigung bestimmter Parameter, verteilt.

Der Bedarfsausweis ermittelt den Energiebedarf unter Berücksichtigung der Gebäudesubstanz, der technischen

Anlagen, der Objektausrichtung und weiterer Faktoren, welche einen Einfluss auf das Gebäude haben. 

Der Energieausweis ist nur das Ergebnis einer Bestandsaufnahme und diese sollte sehr genau erfolgen.

 

Für eine sinnvolle energetische Gebäudesanierung, ist eine grundlegende Bestandsanalyse notwendig.

Von Online oder Telefonberatungen, welche einen hochwertigen Energiebedarfs-ausweis versprechen,

ist abzuraten. Jedes Gebäude ist zu besichtigen, auszuwerten und zu beurteilen. Pauschalisierungen

führen zu falschen Erkenntnissen und ungeeigneten Maßnahmen.

 

Fazit

Ein Gebäude ist ein komplexes Gebilde, bei welchem unterschiedliche Faktoren zu beachten sind.

Mal eben die Fenster auszutauschen, hat in vielen Fällen zu Problemen geführt, da sich auf Grund der

Taupunktverschiebung, Kondenswasser bzw. Schimmel gebildet haben. Der Austausch der Heizungsanlage

ist abhängig von den weiteren energetischen Sanierungsmaßnahmen. In vielen Fällen wird erst einmal der

Kessel gewechselt und dann................sehen wir mal weiter(so ist es in der Praxis).

 

Energieeinsparende Maßnahmen sind zu planen, es ist ein Konzept zu erstellen,  welches die Auswirkungen

der einzelnen Leistungen berücksichtigt und die Realisierung der Arbeiten ist mit besonderer Sorgfalt

auszuführen, besonderst bei Altbauten.

 

Auch bei Altbausanierungen, sind die aktuellen Normen, Regeln und Vorschriften zu beachten, es wird

insbesondre auf die DIN 4108 – Wärmeschutz im Hochbau und die Energieeinsparungsverordnung verwiesen.

  

Der Ratgeber soll anregen, sich mit der Thematik Energieeinsparung auseinander zusetzen und sinnvolle

Maßnahmen zu planen. Es wurde nur ein Teil der Möglichkeiten angesprochen. Detaillierte Informationen

können nur gegeben werden, wenn die örtlichen Verhältnisse ausreichend bekannt sind.

 

Bei größeren Maßnahmen oder Konzeptänderungen, ist auf jeden Fall ein kompetenter Fachmann,

zu Rate zu ziehen.

 

Weitere Informationen:

 

Büro für Ökonomie

und Bauplanung